Die Vorwölbung in der Leistenregion wird beim Säugling mitunter bemerkt beim Wickeln als Zufallsbefund. Sie verschwindet wieder, weil sie spontan reponiert.
Sie kann beim Jungen bis ins Leistenfach/Skrotalfach/Hodenregion reichen, beim Mädchen bis zum Leistenfach/Schamlippenregion reichen. Beim Niesen, Schreien und Husten verstärkt sich der Befund, um dann meistens wieder zu verschwinden im Liegen. Dies lässt einen im Zweifel, ob man sich vielleicht getäuscht hat!
Letztlich ist nur die Einklemmung des Darms oder anderer Bauchorgane ein echter Notfall, der zwar selten auftritt, aber aufgrund der Komplikationen gefürchtet ist.

Es handelt sich also grundsätzlich um eine elektive OP-Indikation, sofern die Einklemmung im Liegen wieder verschwindet. Zum absoluten Notfall, der mit Einklemmung von Bauchorganen einhergeht, sollte man es nicht kommen lassen.
Permanentes Schreien des Säuglings oder Kleinkindes sollte Sie ernsthaft alamieren, insbesondere wenn alle sonstigen Maßnahmen zur Beruhigung versagt haben.

Beim Säugling handelt es sich in der Embryonalgeschichte um ein nicht verschlossenes
Gangsystem/Kanal, der den Durchtritt von Bauchorganen in die Bauchdecke, Leistenregion, Genitalregion ermöglicht. Beim Kinderarzt sollten Sie Ihre Beobachtung einer Vorwölbung mitteilen, denn obwohl die Vorwölbung verschwunden ist, ist der Durchtrittskanal als solcher immer noch vorhanden. Der Kanal „Processus vaginalis“ ist eine offene Verbindung zur Bauchhöhle. Er verschließt sich erst kurz vor der Geburt, manchmal erst nach dem 2. Lebensjahr. Frühgeborene sind noch häufiger betroffen, weil bei ihnen die embryonale Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist.

Der Leistenbruch tritt statistisch beim Jungen häufiger auf als beim Mädchen. Beim Jungen liegt auch oft ein beidseitiger Befund vor.
Ein unvollständiger Verschluss des Kanals führt beim Jungen:
Zum „Leistenbruch“ mit Einklemmung von intraabdominellen Organstrukturen (Omentum/Dünndarm)
wie auch
zum „Wasserbruch“ zur Hydrozele testis, also einer Wasser Ansammlung um den Hoden herum.
Er kann aber auch zum Hodenhochstand führen.

Ein unvollständiger Verschluss des Kanals führt beim Mädchen:
Zum Leistenbruch mit Einklemmung von intraabdominellen Organstrukturen (Omentum/Dünnndarm)
wie auch
zur Einklemmung des Ovars.

Tipp zur Diagnostik: Anamnese, Sonographie im „Stresstest“ (Stehen/Husten/Schreien)
Neben der klinische Untersuchung beim Kinderarzt, sollte aber anhand einer Sonographie der Leistenregion und der Skrotal/Schamlippenregion der konkrete Befund erhoben werden. Wenn eine Untersuchung nur durch „Abtasten“ also palpatorisch erfolgt, ist sie nicht verifizierbar zur Dignität der Einklemmung der Organstrukturen (Omentum, Dünndarm, Hoden, Ovar).