Dr. med. Irmi Guertner
Die ambulante Hernienchirurgie wird von mir seit dem Jahr 2000 erfolgreich durchgeführt. Die Auswahl der geeigneten OP-Methode ist für den Patienten Vertrauenssache und leider fehlt oft die Transparenz. Viele meiner Patienten haben noch nicht einmal einen OP-Bericht vorliegen aus dem hervorgeht, was für ein Implantat verwendet  wurde, und wie es fixiert wurde. Es gibt aber auch Patienten, die  nach umfangreichen Abdominaleingriffen mit Infektionen zu kämpfen hatten, und in der Folge einen Narbenbruch erlitten. Auch nach Sectio (Kaiserschnittentbindung) kann es zum Narbenbruch kommen. Bei der Schwangerschaft kann es zum Nabelbruch oder zur Rectushernie kommen, die aber erst später bemerkt wird, wenn die Patientin wieder abgenommen hat.

Viele Patienten fragen mich: "Muss man das operieren lassen?" Meines Erachtens sollte man es operieren lassen - denn grundsätzlich besteht das Risiko der Einklemmung, das vergleichbar ist mit dem Risiko einer Blinddarmentzündung, wo es bei Perforation zur Sepsis kommen kann. Die Einklemmung des Darms kann genauso zur Perforation führen, dann besteht ein Notfall. Bei Kindern wird ja schon der Nabelbruch und der Leistenburch im Säuglingsalter operiert! 

Bei Vorliegen eines asymptomatischen Bauchwandbruches besteht eine "elektive" OP-Indikation, dass heisst der OP-Termin ist zwar nötig, aber nicht dringlich. Etliche Patienten berichten, dass der Schmerz intermittierend auftritt und dann wieder verschwindet. Die Erklärung für dieses Phänomen ist, der Darm bewegt sich, und wenn die Einklemmung nur kurzfristig ist, verschwindet der Schmerz wieder. "Schmerz" ist ein Warnsignal des Köpers, das man ernst nehmen sollte!

Zum damaligen Zeitpunkt wie auch heute wird immer noch stationär in den Kliniken operiert, wenn es sich um einen Leistenbruch oder Nabelbruch handelt, obwohl dies nicht erforderlich ist. Die unterschiedlichen Operationsverfahren, die angeboten werden, sind für den Laien oft nicht zu beurteilen, und sie haben unterschiedliche Risiken und Erfolge, die ich Ihnen nur kurz erläutern möchte.

Grundsätzlich konkurrieren zwei Methoden: I. Übernähung des Defektes (Shouldice-Repair) und II. Netzverstärkung der Bauchwand. Wobei anzumerken ist, dass die Netzverstärkung der Bauchwand dem Rezidiv vorbeugen soll. Der operative Zugangsweg kann offen (also Hautschnitt) oder endoskopisch (TAPP/TEP Verfahren) erfolgen. Die Fixierung des Netzes ist bei den endoskopischen Verfahren insofern problematisch, weil es getuckert oder geklebt wird, und sich diese Netze deshalb aufrollen bzw. lösen können. Beim offenen Vorgehen wird der Defekt bei mir zuerst zugenäht, und dann das Netz auf der Fascie durch eine fortlaufende Naht fixiert. Damit wird die Anatomie der Bauchdecke wieder hergestellt, so dass das Netz nicht in Kontakt mit dem Darm kommen kann. Jedem Patienten würde ich daher raten, sich vorher OP-Bilder und auch das Implantat zeigen zu lassen. Eine weitere Problematik beim endoskopischen Verfahren ist grundsätzlich, dass das Implantat den Defekt überbrückt. Damit kann der Darm in Kontakt mit dem Impantat kommen, mit ihm verwachsen und es bis zur Komplikation der Perforation kommen.

Die Hernienchirurgie bezeichnet den Verschluß eines Bauchwanddefektes: also Leistenbruch, Nabelbruch, Narbenbruch. Die Bezeichnung Rezidiv Hernie bedeutet, dass der Defektverschluss nicht erfolgreich war, und eine zweite oder dritte Operation erforderlich wird. Lokale Wundinfektionen können aber auch zu einem Rezidiv führen. Wichtig ist mir, die persönliche Beratung mit dem Ziel, einen Rezidiv Eingriff zu vermeiden. Die Infektionsprophylaxe ist hier ebenso wichtig, deshalb werden alle Patienten auf MRSA u. MRGN getestet vor der Operation. Die prophylaktische Nasendekontamination ist ein wesentlicher Bestandteil zur Infektionsprophylaxe wie auch die Händedesinfektion. Darüber hinaus erhält jeder Patient eine prophylaktische Antibiose unmittelbar vor der OP, damit minimieren wir das Risiko einer Infektion. Einhaltung der Sterilität beinhaltet bei Implantatchirurgie Reinluftbedingungen (Lamina-Air-Flow), Sterilgutaufbereitung nach validerten Prozessen, Verwendung von OP-Einmalmaterial zur OP-Abdeckung und strikte Einhaltung der Händedesinfektion nicht nur im OP, sondern auch beim Verbandswechsel. Leider existieren hierfür nur "Leitlinien", deren Umsetzung nicht transparent ist. Die Infektionsstatistik im stationären Bereich ist allgemein bekannt, und eine MRSA Sepsis kann tödlich verlaufen kann.