Die Gesundheitspolitik befasst sich immer mehr mit dem Thema Qualitätssicherung. Um Ihnen einen Einblick zu geben, haben wir die aus unserer Sicht wesentlichen Punkte erläutert. Die Risikoanalyse bzgl. der Infektionsraten aufgrund von Hygienedefiziten ist erschreckend.
Anästhesierisiko
Die Anästhesie ist Voraussetzung für eine schmerzfreie Behandlung. Die unterschiedlichen Anästhesiemethoden: Intubationsnarkose, oder Larynxmaskennarkoseg gehen einher mit der Verabreichung von Medikamenten, die der Schmerzausschaltung dienen. Das Anästhesierisiko wird durch "Nebenerkrankungen" erhöht.
ASA I: keine relevanten Begleiterkrankungen
ASA II: eine der genannten Begleiterkrankungen
- Adipositas
- Arterielle Hypertonie
- Asthma bronchiale
- Koronare Herzerkrankung NYHA Stadium II
- Herzinsuffizienz NYHY Stadium II
- Diabetes mellitus
- Restriktive Lungenerkrankung
- Zustand nach Myokardinfarkt länger als 6 Monate
- Alter > 65 Jahre
ASA III: bei 2 oder 3 Risikobegleiterkrankungen
ASA IV: bei 4 Risikobegleiterkrankungen oder Z.n. Myokardinfakrt vor weniger als 6 Monaten
Risikoprofil
Die Erfassung von zusätzlichen Vorerkrankungen oder Disposition zu allergischen Reaktionen erfolgt unter Beantwortung eines Formulars mit folgenden Fragen:
Sind sie zur Zeit in ärztlicher Behandlung ?
Waren Sie in letzter Zeit im Krankenhaus ?
Nehmen Sie zur Zeit Medikamente ?
Reagieren Sie auf Spritzen ?
Leiden Sie an: Herz-Kreislaufbeschwerden ?
Ohnmachtsneigung ?
Allergien, Asthma, Heuschnupfen ?
Diabetes ?
Leberkrankheit ?
Rheuma ?
Schildrüsenerkrankungen ?
Infektionskrankheiten Gelbsucht/HIV ?
Besteht eine Schwangerschaft ?
Wann erfolgte die letzte Röntgenuntersuchung?
Sterilität
Die Qualitätssicherung für OP-Material wird bei uns entsprechend der europäischen Standard Empfehlung EN 13975-1 eingehalten. Hierbei wird eine eindeutige Empfehlung zur Verwendung von "Einmalmaterial" ausgesprochen. Wiederverwendbare Kunstoff-OP-Materialien sind zwar noch erlaubt, bergen aber das Risiko aufgrund der Oberflächenporengröße Proteinrückstände aufzuweisen, und damit insbesondere Übertragungen von Viruserkrankungen wie Hepatitis B oder HIV zu ermöglichen. Die Verwendung von sterilem "Einmalmaterial" und die Aufbereitung des Instrumentariums nach den Hygienevorschriften ( Bowiedicktest, Vacuumtest, Indikatortest) ist selbstverständlich. Sämtliches Material mit dem der Patient in Berührung kommt muß steril sein, dies wird bei uns in dem OP-Dokumentationsprotokoll dokumentiert. Die Firmen, die Nahtmaterialien, Implantate oder sonstige OP-Materialien liefern garantieren dies über die Vorlage einer Chargennummer. Ferner ist die Kontrolle der Sterilität von Instrumentarium und der beteiligten Operateure und Assistenten Aufgabe der OP-Schwester.
Die Luft-Hygiene im OP-Saal erfolgt über eine Reinluftfilteranlage auch als "Lamina-air-flow" bezeichnet, die keimfreie Luft in den OP-Saal einbläst und speziellen Aufbau eines Überdrucksystems im OP-Saal, so dass "keimfreie Luft" bei Öffnung der Türen automatisch nach "Außen" dringt, aber nicht umgekehrt nach "Innen". Damit wird die Luftinversion vermieden. Der Patient muß zunächst "eingeschleust" werden, dies erfolgt nach Ablegen der Straßenkleidung/schuhe und Anlegen eines "OP-Hemdes" und einer "OP-Haube", um die Kontamination mit Bakterien/Viren "Strassendreck" zu vermeiden. Die persönliche Körperhygiene des Patienten, dass heißt "Duschen" am OP-Tag sowie "Entfernen von Haaren im OP-Gebiet" ist ebenfalls essentiel. Alle weiteren Maßnahmen wie Hautdesinfektionswäsche und intravenöse Verabreichung einer "perioperativen Antibiotikagabe" dienen einer weiteren Keimreduktion und sind Maßnahmen, die einer Infektion vorbeugen sollen. Auch das Spülen der OP-Wunde am Ende der OP soll eine Keimreduktion bewirken.Letztendlich kann trotz all dieser aufwendigen Maßnahmen keine hundertprozentige Garantie für die Vermeidung einer Infektion gegeben werden, so daß die bundesweite Statistik für alle operativen Eingriffe im stationären und ambulanten Bereich von einer Infektionsrate zwischen 1-3% ausgeht. Unsere Infektionsstatistik liegt allerdings wesenlich niedriger bei 0,5%.
Aufwachraumüberwachung
Patienten meinen häufig ambulante Operationen würden in "Lokalanästhesie" durchgeführt werden und sie könnten anschließend sofort nachhause. Bei den doch meisten Patienten ist aufgrund der OP-Region eine "Anästhesie" erforderlich. Die Überwachung im Anschluss an die Operation erfolgt im Aufwachraum unter kontinuierlicher Kontrolle der Sauerstoffversorgung im Blut/"Pulsoxymetrie", der Herzaktionen/ "EKG" und der Blutdruck- und Pulsmessung. Der Aufwachraum ist ein Ruheraum mit der Möglichkeit die "Akutversorgung im Notfall bis zur Reanimation" zu gewährleisten. Der Aufenthalt des Patienten liegt bei etwa 4 Stunden, je nachdem wie es dem Patienten hinsichtlich Kreislaufbeschwerden, Übelkeit oder Schmerzen geht. Das Aufwachraumprotokoll wird bis zur endgültigen Entlassung des Patienten geführt und der Patient wird nach dem "Umkleiden und Ausschleusen" erst nach Feststellung des allgemeinen Wohlbefindens in "Begleitung" nach Hause entlassen.
Notfall
Der Notfall nach einer Operation kann durch eine Nachblutung oder eine allergische Reaktion auf Medikamente oder durch eine andere Erkrankung wie z.B. frischer Herzinfarkt oder Lungenembolie auftreten. Die Notfallbehandlung umfasst natürlich die Stabilisierung des Kreislaufes und wenn nötig die Reanimation d.h. Beatmung und Herzmassage/Defibrillation des Herzens sowie Vorhaltung der Notfall-Medikamente. Diese Maßnahmen können natürlich nur bei entsprechender Ausstattung eines Aufwachraumes gewährleistet werden und entsprechender Kenntnis der ärztlichen Mitarbeiter und OP-Schwestern. Die Verabreichung von Blut und Plasmaersatzmittel ist bisher nicht erforderlich gewesen und wird von Patienten manchmal erfragt.
Nachuntersuchung und Komplikationsstatistik
Die Operationswunde ist in der Regel nach ca. 2 W. komplett abgeheilt, zu diesem Zeitpunkt erfolgt die Entfernung des Nahtmaterials und der Patient hat erstmal seine "Ruhe". Im Anschluß an die Operation empfehle ich eine Nachuntersuchung nach 6-8 W., sowie 6 Monate und 1 Jahr nach dem Eingriff. Mit dieser relativen zeitlich straffen Nachuntersuchungsfrequenz können Beschwerden bzw. Komplikationen rechtzeitig behandelt bzw. erfasst werden. Bei bestimmten OP`s wie z.B. Nervenfreilegungen an der Hand empfehle ich die neurologische Nachuntersuchung mittels EMG, um die neurogene Regeneration zu erfassen. Bewegungsdefizite bei der Nachuntersuchung kann zur Einleitung von krankengymnastischer Beübung führen und damit das "funktionelle Ergebnis" für den Patienten deutlich verbessern. Das postoperative Lymphödem manifestiert sich durch deutlich "Schwellneigung" im Narbenbereich, eine Lymphdrainage kann hier deutliche Erleichterung schaffen. Bei Implantaten z.B. Netzeinlage bei Leistenhernie empfehle ich die Kontroll-Sonographie zum Ausschluß vonSeromen, Netzdislokation oder Rezidivhernie.
Darüberhinaus dient die Nachuntersuchung aber auch dem Operateur als "Feed-back" über die Effizienz seiner OP-Methode. Patienten die zur Nachuntersuchung nicht kommen sind entweder "pumperl g`sund" oder sind "entlaufen zu einem anderen Operateur". Um diese Zweifel meinerseits zu verringern, werden alle von mir operierten Patienten nach 1 J. nochmals an die Nachuntersuchung erinnert. Für die operationsspezifischen Komplikationen wird im Rahmen der OP-Aufklärung eine "eigene OP-Statistik" vorglegt, die jedoch aus öffentlich rechtlichen Gründen hier nicht aufgeführt werden darf, aber dem Gesundheitsamt vorgelegt wird.
Infektionsrisiko MRSA/MRGN:
Die Kontamination der Normalbevölkerung mit MRSA (Methacillin resistenten Staphylococcus aureus) und MRGN (Methacillin resistenten gramnegativen Stäbchen) liegt bereits bei 30%. Der präoperative Nasenabstrich dient dazu, eine Kontamination auszuschliessen und präoperativ zu behandeln. Im stationären Bereich (Kliniken) wird dies nicht routinemäßig durchgeführt, und jährlich sterben 60.000 Menschen an einer Sepsis. Die Infektionsrate ist schlicht alamierend und hat dazu geführt, dass alle Patienten bei mir auf MRSA/MRGN gecheckt werden. Intraoperativ wird ein bakteriologischer Abstrich des OP-Gebietes durchgeführt, um den Beweis für steriles Management zu liefern. Postoperative Verbandswechsel werden von mir persönlich durchgeführt, um eine postopertive Wundinfektion zu vermeiden. Der Wundverschluss ist nach 48-72 Stunden ziemlich sicher, aber bis dahin sind eigensändige Verbandswechsel oder unsterile Pflasterverbände jeglicher Art untersagt.